Mit großer Betroffenheit mussten wir erfahren, dass unser langjähriges Vereinsmitglied, Spieler und Trainer Peter Schulz bereits am 1. Weihnachtstag 2020 verstorben ist. Unser Mitgefühl ist bei seiner Familie.
Mit Peter ist eine der schillerndsten Personen des RSV Barntrup von uns gegangen.
Hier ein Auszug aus der Chronik zum 100 jährigen Geburtstag des RSV Barntrup:
Eine Karriere zum Träumen
Olympiastadion in Berlin in den 60er Jahren. Immer und immer wieder macht Peter Schulz die Beine breit und lässt sich tunneln. Und das sogar freiwillig. Warum ? Gerade wird der erste Werbespot mit Sportlern gedreht. Der Spot, der inzwischen schon Kultstatus besitzt:
„Kraft in den Teller, Knorr auf den Tisch“
, die Reklame für Tütensuppen. Hauptpersonen Franz Beckenbauer und eben Peter Schulz, der von dem legendären Hans Rosenthal für den Spot auserkoren wurde. Rosenthal war seinerzeit Präsident von Tennis Borussia Berlin und Trauzeuge von Peter Schulz. Aber wie fing alles an, dass Peter das Aushängeschild mit internationaler Erfahrung aus Barntrup wurde:
Peter wurde am 03.03.1940 im Ruhrgebiet geboren. Kurz nach seiner Geburt zog seine Familie ins Lipperland, genauer nach Barntrup. Hier ging er zur Schule, verlebte seine Kindheit und entdeckte den Fußball.
„Da es in den Pausen in der Schule verboten war, mit richtigen Fußbällen zu spielen, nahmen wir kleine Milchdosen, drückten sie platt und kickten damit herum.“
Peter war ein typischer Straßenfußballer und schoss in der Jugend 230 Tore.
In der Heimat fand er keine Lehrstelle, deshalb wechselte er zu den Sport· freunden 08/09 Neheim, die ihm eine Ausbildung zum lndustriekaufmann vermittelten. Bei den Sportfreunden Neheim eroberte er schnell einen Stammplatz und ging in die Annalen des Vereins ein. Als „Borussen-Schreck“ wurde er bekannt. Im DFB-Pokalspiel erzielte der schnelle Stürmer (10,9 Sek. auf 100 Meter) im Spiel der Sportfreunde 08/09 Neheim gegen Borussia Dortmund (mit Hoppi Kurart und Jockel Bracht) beide Treffer zum 2: 1 Erfolg der Neheimer. Kurz darauf gab es ein Probetraining
bei Preußen Münster. Dass blieb auch im heimischen Barntrup nicht unbemerkt und der damalige Industrielle Peter Maaßen wurde hellhörig. Maaßen war seinerzeit Präsident von Rot-Weiß Oberhausen und holte Schulz 1961 zu den Kleeblättern an die Landwehr. Hier wurde Peter Mitspieler von Kali Feldkamp, Jürgen Sundermann und Hans Siemensmeier und stürmte für Oberhausen zwei Jahre in der Oberliga und ein Jahr in der Regionalliga. Den Aufstieg in die damals gründete Bundesliga verpasste Oberhausen nur hauchdünn. Als Trost durfte die Mannschaft aber an der Intertoto – Runde, dem Vorläufer des UEFA-Cups teilnehmen und traf dort auf Mannschaften wie Basel, Rijeka oder PSV Eindhoven.
Außer den internationalen Spielen ist Peter aber ein Spiel mit Oberhausen in besonderer Erinnerung. Die Rot Weißen gewannen erstmals ein Spiel in der Schalker Glückaufkampfbahn gegen die Königsblauen. Endstand 2:1 für Oberhausen. Zweifacher Torschütze: natürlich Peter Schulz.
Wechselte Schulz damals für die Summe von 1.500 DM zu Oberhausen, wurde der Wechsel 1964 zu Tennis-Borussia Berlin für die „Veilchen“ deutlich teurer. Satte 15.000,- DM mussten die Berliner für Peter auf den Tisch legen. Eingefädelt hatte den Wechsel der einstige Zirkusartist Raymond Schwab, der in den 60er-Jahren der bekannteste Spielervermittler Deutschlands war. Gemeinsam mit Bernd Gersdorff, Hans Weiner und Bernd Sobeck klopfte Tennis Borussia Berlin dreimal an das Tor zur Bundesliga. Spiele gegen Bayern München, Bayer Leverkusen, Kickers Offenbach oder Alemannia Aachen, zu denen teilweise bis zu 50.000 Zuschauer in das Olympiastadion kamen, bleiben unvergessen.
Der Aufstieg ins Oberhaus des Fußballs gelang leider nicht, das Gänsehautgefühl bei Peter ist aber geblieben.
Seine größte Prämie kassierte Peter übrigens 1969. Nachdem er tagsüber in der Arbeitsvorbereitung der Firma Elektrolux gearbeitet hat, wurde abends zum Ausgleich trainiert. Nach einem Aufstiegsspiel kam der damalige Präsident von Tennis Borussia, Dalli-Dalli Entertainer Hans Rosenthal, in die Kabine und versprach aus seiner Begeisterung heraus für das gerade beendete Spiel, jedem Spieler 1200,- DM.
Nach neun Profijahren bei Rot-Weiß Oberhausen und Tennis Borussia Berlin zog es Peter Schulz in seine Heimat zurück. Zwei Jahre kickte er noch bei der SpVgg Bad Pyrmont in der Landesliga.
Ich bin nie diktatorisch aufgetreten, aber ich war ein Scheucher vor dem Herrn
1972 stieg Peter in das Trainergeschäft ein. Seine erste Station war natürlich der RSV Barntrup. 5 Jahre hielt er seinem Stammverein die Treue. Anschließend hatte er beim TBV Lemgo, SuS Lage, TuS Brake, SV Laßbruch/Silixen, TuS Humfeld, TSV Kachtenhausen und Post SV
Detmold unzählige lippische Fußballer unter seinen Fittichen.
Den Abschluss bildete aber auch hier wieder der RSV Barntrup. 2004 konnte der RSV zum ersten Mal in die Bezirksliga aufsteigen. Mitverantwortlich dafür: natürlich Peter Schulz, der Dirk Hilker als Trainer mit all seiner Erfahrung hilfreich zur Seite stand.
Das Motto von Peter (siehe obiges Zitat):
Lieber Peter, das können alle der Aufstiegsmannschaft von 2004 bestätigen. Der RSV Barntrup ist stolz, dem Spieler Peter Schulz ein Extrakapitel in seiner Vereinschronik widmen zu können.
Der RSV Barntrup ist stolz, Peter Schulz ein Extrakapitel in seiner Vereinschronik widmen zu können.
(Quelle: Peter Schulz, Lippische Landeszeitung, Lippische Rundschau)
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